Jura – 5 Tage im Juli 2014
5 Tage im Jura
25. – 30.Juli 2014 (Verfasser: Brigitte)
Da wir den Jura nicht wirklich gut kennen, ist es an der Zeit mal diese Region kennen zu lernen.
Wir entscheiden uns für einen Aufenthalt am Lac des Brenets im Neuenburger Jura.
Freitag, 25.Juli
Da wir vor dem Berufsverkehr unterwegs sein wollen, stehen wir früh auf und fahren um Punkt 5 Uhr in Weinfelden weg.
Bei der Raststätte Kölliken ist Zeit für einen Halt. Während wir das Frühstück geniessen, geht gerade die Sonne auf.
Weiter geht nun die Fahrt
…hier am Bielersee entlang mit dem Rebgebiet bei Twann.
Bei Neuchâtel zweigen wir ab, hinauf in den Neuenburger Jura, bis Le Locle und nach Les Brenets.
Bereits um 9 Uhr sind wir am Ziel…
…dies ist der Ausblick vom Campingplatz auf den Lac des Brenets
Der Campingplatz „Lac des Brenets“ liegt auf 850m ü.M. und nur etwa 300m von der französischen Grenze entfernt etwas oberhalb des Lac des Brenets, der hier die Grenze zu Frankreich bildet.
Der Lac des Brenets entstand durch einen Bergsturz, der sich vor rund 14’000 Jahren ereignete und den Doubs aufstaute, der hier vorher während Jahrmillionen sein Bett durch Erosion in die Kalkschichten des Juras eingegraben hatte. Seeanteil haben das namengebende Les Brenets im Schweizer Kanton Neuenburg, das an einem Abhang rund 100 m über dem See liegt, und die im französischen Département Doubs liegende Gemeinde Villers-le-Lac.
Der See gilt dank seiner Naturschönheit als eines der beliebtesten Ausflugsziele im Hochjura.
Den Nachmittag nutzen wir für einen Ausflug nach Frankreich und zwar ins 2 km entfernte Nachbardorf Villers-le-Lac.
…der Grenzübergang, 300m vom Campingplatz entfernt
…Villers-le-Lac
Zuerst fahren wir hinauf zu einem Aussichtspunkt. Nach einem kurzen Spaziergang gelangt man zu einer kleinen Plattform oberhalb eines steil abfallenden Felsens, von wo man eine gute Sicht über den Doubs hat, der sich hier in Jahrtausenden einen Weg durch die Felsen gebahnt hat.
Wieder unten am See, gönnen wir uns in einem netten Restaurant einen Eisbecher – es ist ein schwül-heisser Tag
…dies ist der Blick über den Doubs vom französischen Ufer hinüber nach Les Brenets in der Schweiz
Nach einem Einkauf im Dorf (in Frankreich ist für uns alles viel billiger) kehren wir zurück zum Camper.
Kurz danach geht ein Unwetter über uns nieder, wie ich es noch nie erlebt habe – so stark und so lange. Während zwei Stunden schüttet es nonstop wie aus Kübeln, dazwischen gibt’s auch mal noch Hagel. Ich habe schon Angst es schwemme uns fort…wie kommen wir aus diesem Sumpf nur wieder raus?
Samstag, 26. Juli
Ein trüber Morgen – das Schlechtwetterprogramm ist angesagt, das heisst wir fahren ins 6 km entfernte Le Locle.
Die Industriestadt gilt als Wiege der schweizerischen Uhrmacherei. Ende Juni 2009 wurde Le Locle zum UNESCO-Welterbe erklärt.
Wir folgen dem im Touristenführer vorgeschlagenen 1-stündigen Rundgang durch die Stadt, vorbei an verschiedenen Sehenswürdigkeiten
das Rathaus
altehrwürdige Häuser
…die Kirche, erbaut 1520, das älteste Gebäude im ganzen Jurabogen
Da es immer noch regnet, beschliessen wir die unterirdischen Mühlen des Col-des-Roches in Le Locle zu besichtigen, die europaweit einzigen unterirdischen Mühlen.
Die Höhle wurde im 16. Jahrhundert in einer natürlichen Felsgrotte erschlossen, um die Energie eines Wasserfalls mittels Horizontalmühlen zu nutzen. Die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1549 zurück. In der mehrstöckigen Kalksteinhöhle installierte man ein System von übereinander angeordneten Wasserrädern, das Mühlen, Dreschmaschinen und Sägen antrieb.
Kaum vorstellbar, unter welchen Bedingungen die unterirdische Fabrik vor 400 Jahren angelegt wurde. Und doch sind die wasserbetriebenen Mühlen und das Sägewerk da, in natürlichen und künstlichen Tunnels und Karsthöhlen.
Die unterirdischen Mühlen zeigen eine ganze Epoche der regionalen Geschichte. Ein Museum zur Funktionsweise und Rolle der Mühlen veranschaulicht die Nutzung der Wasserkraft und erlaubt Einblicke in die Besonderheiten des Juras. In den Grotten und Tunnel selbst kann man die restaurierten Mühle- und Sägewerkmechanismen besichtigen.
Wir nehmen an einem geführten Rundgang teil. Dabei klettern wir hinunter in die Stollen und Grotten, oft auf den alten, ausgetretenen Stufen oder aber über Metalltreppen. Von oben und aus den Kalksteinwänden tropft das Wasser – aber es ist sehenswert unter was für Bedingungen damals Korn zu Mehl verarbeitet wurde.
Zu den Mühlen gehört ein Museum, das wir natürlich auch besichtigen.
Wir verlassen Le Locle und fahren in Richtung La Chaux-de-Fonds…
wobei es uns hier extrem schwer fällt zu entscheiden, ob wir nun zum “Maison du Peuple” oder zum Bikini-Test fahren sollen
…wir entscheiden uns für ein Drittes, nämlich das Internationale Uhrenmuseum in La Chaux-de-Fonds.
(Ich habe nur wenig Info zu “Bikini Test” gefunden, aber es war ehemals eine Mühle aus dem Jahre 1766, die dann im 1992 zu einem alternativen Veranstaltungsort ausgebaut wurde.)
Hier sind wir im Uhrenmuseum. Der unterirdische Bau wurde zu Beginn der 1970er Jahre errichtet
La Chaux-de-Fonds gilt als Wiege der Uhrmacherei und ist eines der wichtigsten Zentren der Uhrmacherkunst der Schweiz. Im „Musée international d’horlogerie“ (MIH) werden mehr als 4500 Ausstellungsstücke präsentiert, von der Sonnenuhr bis zur Atomuhr, darunter Exemplare von ausserordentlich hohem Wert und jede einzelne ist ein Zeugnis der Geschichte der Zeitmessung.
…die Taschenuhren haben es Ruedi besonders angetan
…dies ist eine astronomische Uhr
…hier wäre vielleicht noch eine Standuhr für dich – Ursula, dabei
Wir fahren nun zurück zum Camper, wo wir bei Sonnenschein den Abend geniessen können
…der Campingplatz
Ruedi mit Grill …und nach getaner “Arbeit” erholt er sich im Liegestuhl
Sonntag, 27. Juli
Der Himmel zeigt sich bewölkt, aber immerhin kein Regen.
Wir entscheiden uns für eine Bootsfahrt zum „Saut du Doubs“. Wir nehmen das Boot das in Villers-le Lac vom französischen Ufer aus startet, denn es ist ein Boot mit offenem Oberdeck, im Gegensatz zu den Schweizer Booten, die geschlossen sind.
Mit dem Elektro-Solar-Boot gleiten wir fast geräuschlos über den spiegelglatten Doubs dahin, der sich zuerst durch die Wiesen schlängelt und später vorbei an wildromantischen Schluchten.
…hier haben wir gestern unsern Eisbecher genossen
Nach ca. 20 Minuten erreichen wir die Anlegestelle in der Nähe des „Saut du Doubs“, denn hier wird der Doubs zum reissenden Wildbach, bevor sich die Wassermassen aus 27 Metern in die Tiefe stürzen.
Wir legen auf der Französischen Seite an… und dies ist das Schweizer Ufer
diese Gegend bekam 2005/06 die Auszeichnung “Landschaft des Jahres”
Von hier aus führt ein gut ausgebauter Spazierweg durch einen verwunschenen, vermoosten Wald zum Wasserfall
hier wird der Doubs zum Wildbach
Nicht zu Unrecht gelten die Doubs-Wasserfälle als schweizerisch-französische Niagarafälle
hier stehe ich direkt über dem Wasserfall
In der Nähe der Schiffsanlegestelle verbindet eine kleine Brücke die Schweiz mit Frankreich
Nach einer Stunde Aufenthalt, geht die Fahrt zurück nach Villers-le-Lac.
Da das Wetter sich heute von der besseren Seite zeigt, unternehmen wir am Nachmittag einen Ausflug nach La Brévine, dem Sibirien der Schweiz.
La Brévine liegt auf 1’043 m ü. M. und ist ein hübsches, kleines Bauerndorf.
La Brévine zeichnet sich durch ein raues und verhältnismässig feuchtes Klima aus. Im Winter werden im komplett abgeschlossenen Vallée de la Brévine während Strahlungsnächten (klarer Himmel und wenig bis kein Wind sorgen für maximales Auskühlen des Bodens via Abstrahlung) nicht selten Temperaturen von −30 °C erreicht, was dem Ort den Namen Sibirien der Schweiz eintrug. An der Messstation La Brévine wurde am 12. Januar 1987 mit −41.8 °C die tiefste je an einer offiziellen Station der MeteoSchweiz gemessene Temperatur der Schweiz registriert.
Unweit von La Brévine liegt der Lac de Taillères, ein kleiner natürlicher See inmitten der weiten Juralandschaft.
..hier sind wir unterwegs über die Jurahöhen…
…mit den typischen Jurahäusern
…hier finden Kunstausstellungen statt
…hier in Cerneux-Péquignot, die 1690 erbaute Kirche “Notre Dame de la Visitation”
Wir legen auch noch einen Halt im Dorf Les Brenets ein, wo wir eigentlich die alte Kirche besichtigen wollten, aber in der 1511 erbauten ehemaligen Kirche ist heute die Gemeindeverwaltung untergebracht.
…der Ausblick vom Dorf “Les Brenets” über den Campingplatz, den See und das bereits in Frankreich liegende Dorf Villers-le-Lac
Montag, 28. Juli
Heute ist ein Ausflug in die Ajoie, (zu Deutsch:„Pruntruter-Zipfel“) geplant.
Wir fahren durch La Chaux-de-Fonds,
dann über die Jura Höhen,
hier kaufen wir feines Bauernbrot
…hier sind wir in Asuel
…ich liebe diese schon etwas herbstlich anmutenden Bilder – das heisst ich freue mich auf den Herbst!
durchfahren Courgenay,
…wo wir natürlich bei Gilberte de Courgenay vorbeischauen müssen. Leider gibt es keine grossen Zeitzeugen mehr, ausser dem Hotel „La Petite Gilberte“ und ein Foto von der legendären Soldatenmutter im 1.Weltkrieg.
…das heutige Hotel “Petite Gilberte”
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war sie 18 Jahre alt und arbeitete während des Krieges im elterlichen Hôtel de la Gare in Courgenay. Das nahe der französischen Grenze gelegene Dorf wurde zum Truppenstützpunkt; Gilberte bewirtete Tausende von Soldaten und Offizieren und wurde von diesen schwärmerisch verehrt. Einer von ihnen, Hans In der Gand, dichtete über sie im Februar 1917 das Lied „La petite Gilberte de Courgenay“.. Dieses wurde rasch populär und machte Gilberte im ganzen Land bekannt.
Aber ich denke die jüngere Generation kennt diese Kultfigur nicht mehr und so wird die Erinnerung an sie irgendwann leider ganz verschwinden.
Da Courgenay gar nicht weit vom Wohnort von Bekannten von uns liegt, machen wir spontan einen Abstecher nach Courchavon. Leider sind unsere Bekannten gerade beim Wandern.
Ursula und Ernst…wir kommen sicher einmal wieder.
Da wir bei einer weiteren guten Bekannten zum Kaffee eingeladen sind, verbringen wir die Zeit bis dahin mit einem Besuch des historischen Städtchens St.Ursanne.
Der Name St. Ursanne geht auf das 7.Jh. zurück, als ein Mönch namens Ursanne sich hier am Doubs in einer Höhle niederliess. Im Jahre 849 gründeten Mönche auf Ursanne’s Grab ein Kloster
Im 11.Jh. wurde es zu einer Abtei und die die Klosterkirche in eine Pfarrkirche umgewandelt.
Das um das Kloster entstandene mittelalterliche Städtchen erhielt 1338 Marktrechte. Heute hat St.Ursanne ca. 700 Einwohner (Zählung 2007).
Wir bummeln durch die Gassen des gepflegten Städtchens
und spazieren über die alte Brücke, die den Doubs überquert.
Nun ist es an der Zeit zu Marianne nach Grandfontaine zu fahren. Dank GPS finden wir ihr etwas abgelegenes Zuhause aber problemlos. Auch dieser Ort liegt nahe der Französischen Grenze
Es ist ein wahres Paradieschen – vor allem der Garten – was Marianne mit viel Liebe und Arbeit daraus gemacht hat!!
Bei Kuchen und Kaffee geniessen wir den gemeinsamen Nachmittag. Danke Marianne!
Inzwischen regnet es einmal mehr in Strömen.
Für die Fahrt zurück nach Les Brenets wählen wir die Route über Frankreich, zuerst dem Doubs entlang
durch alte, enge französische Städtchen – wie hier in Hippolyte
…nur gut sind wir nicht mit dem Camper hier – wäre etwas eng!
und dann auch hier wieder über die Jurahöhen. Wenn das Wetter etwas besser wäre, wäre dies eine traumhafte Gegend.
Zurück in Villers-le-Lac tätigen wir noch einen Einkauf und verkriechen uns danach im geheizten Camper, geniessen ein feines Abendessen und schauen gemütlich einen DVD während der Regen aufs Camperdach tropft
Dienstag, 29. Juli
Es hat die ganze Nacht leicht geregnet.
Wir schlafen heute etwas länger, geniessen ein gemütliches, ausgiebiges Frühstück. Es hat aufgehört zu regnen – da wir beschlossen haben morgen die Heimreise anzutreten, nutzen wir die kurze trockene Phase um das Vorzelt einzupacken.
Sonst unternehmen wir heute nichts mehr – wir gönnen uns einen Ruhenachmittag mit Lesen und „Arbeiten“ am Computer.
Am Abend gehen wir ins Restaurant des Campingplatzes, das weit herum bekannt ist für seine gute Küche.
…ich wähle: un Filet Mignon avec des Morilles, des Frites et des Legumes – pour le dessert une Coupe Glacée au Rhum mmmhhh…
Mittwoch, 30. Juli
Es ist wiederum ein trüber Morgen…so fällt uns der Abschied nicht schwer.
Um 8 Uhr verlassen wir den Campingplatz in Richtung Heimat.
…hier der Blick auf den Lac de Neuchâtel
Einen Zwischenhalt legen wir bei der Raststätte Deitingen ein, wo wir im Cindy’s frühstücken. Danach geht es ohne Halt bis Weinfelden.
Regen und Nebel begleiten uns auf der ganzen Fahrt.
Kurz vor Mittag kommen wir wohlbehalten zu Hause an.
Na ja, der Jura hätte so viel Schönes und Interessantes zu bieten…wir kommen bestimmt wieder – aber dann bei besserem Wetter!!!!
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